Brundtlandbüro: Klimaschutzmanager gehen Umsetzung des Viernheimer Klimaschutzkonzeptes an

Vorstellung der neuen Mitarbeitenden des Brundtlandbüros Myriam Buddensiek und René Schärling

„Wir – Bürgerschaft, Wirtschaft, Kirche sowie Politik und Verwaltung – streben ein weitestgehend klimaneutrales und klimaangepasstes Viernheim im Jahr 2050 an“, so die Klimaschutzvision 2050 für Viernheim und Leitsatz des Viernheimer Klimaschutzkonzeptes.

Die Umsetzung der Maßnahmen, die sich daraus ergeben, sind nun die Hauptaufgabe der neuen Klimaschutzmanager des Brundtlandbüros Myriam Buddensiek und René Schärling, die am 4. Januar 2021 ihre Tätigkeit aufgenommen haben und gemeinsam von Bürgermeister Matthias Baaß und Brundtlandbeauftragten Philipp Granzow im Rathaus vorgestellt wurden.

Dass die Zeit drängt, weiß auch Bürgermeister Baaß: „Die Auswirkungen des Klimawandels sind zeitlich wesentlich stärker verzögert als zum Beispiel bei der Corona-Pandemie, deren Auswirkungen wir sofort bemerken und entsprechend darauf reagieren können.“ Es sei ein Trugschluss zu denken, dass noch viel Zeit bliebe, so Baaß. „Wenn wir heute schon wüssten, wie die Welt durch den Klimawandel in 15 Jahren aussieht, würden viele Menschen viel konsequenter handeln“, ist der Rathauschef überzeugt. Daher sei es ein wichtiger Schritt gewesen, dass die Stadtverordnetenversammlung vor gut anderthalb Jahren das Klimaschutzkonzept und die Einstellung von zwei Klimaschutzmanagern beschlossen habe. Die zwei neuen Stellen im Brundtlandbüro werden zu 65 Prozent vom Bund bezuschusst. „Die Stadt Viernheim hätte sich das sonst nicht leisten können“, erklärt Baaß. Nun gilt es, gemeinsam mit anderen Partnern das Klimaschutzkonzept anzugehen, „zumindest das, was aufgrund der Corona-Pandemie machbar ist.“

Klimaschutzziele der Stadt Viernheim

Es gibt viel zu tun für die beiden städtischen Mitarbeitenden, denn um das langfristige Ziel bis 2050 zu erreichen, sollen bis 2030 die Treibhausgas-Emissionen auf unter vier Tonnen (derzeit über sechs Tonnen) pro Einwohner und Jahr reduziert werden.

„Gelingen soll dies durch die Reduktion des Stromverbrauchs um 10 Prozent, des Wärmeverbrauchs um 20 Prozent sowie des Treibstoffverbrauchs um 15 Prozent. Gleichzeitig sollen der Anteil lokal erzeugter klimafreundlicher Energien am Wärmeverbrauch auf 20 Prozent und am Stromverbrauch auf 30 Prozent erhöht werden“, erläutert Brundtlandbeauftragter Philipp Granzow die Klimaschutzziele bis 2030. Darüber hinaus müsse eine konsequente Klimaschutzpolitik betrieben und geeignete Strukturen geschaffen werden, „dies betrifft die zwei neuen Stellen im Brundtlandbüro“, so Granzow.

Grundlage für die Umsetzung der Klimaschutzziele sind die fünf Handlungsfelder, die 2018 in vier themenspezifischen Workshops erarbeitet wurden. „Das Viernheimer Klimaschutzkonzept ist auf dem modernsten Stand und beinhaltet alle wichtigen Handlungsfelder“, erklärt Granzow. Während der Fokus bei älteren Konzepten vorwiegend auf dem Bereich „Energie“ und teilweise auch auf „Verkehr“ liege, ziele das Viernheimer Klimaschutzkonzept zusätzlich auf „Nachhaltige Lebensstile“, „Anpassung an den Klimawandel“ sowie „Kommune als Infrastrukturgestalter, Vorbild, Aktivator und Motivator“ ab.

Aufgabenschwerpunkt von Myriam Buddensiek wird der Bereich Mobilität sein. „Als Geographin ist es für mich eine berufliche und private Herzensangelegenheit, den Klimaschutz und die nachhaltigen Mobilitätsoptionen in Viernheim weiter gemeinsam voranzubringen“, so Myriam Buddensiek. Hierbei sollen insbesondere die Pendler und die Fahrradnutzung beleuchtet werden. Auch René Schärling freut sich auf die neue Herausforderung bei der Stadt Viernheim, dessen Aufgabenschwerpunkte die Klimaanpassung und Nachhaltige Lebensstile sein werden. „Klimaschutz, Klimawandelanpassung und der Nachhaltigkeitsgedanke gehen für mich Hand in Hand. Gemeinsam schaffen wir bereits bestehenden Auswirkungen des Klimawandels, wie Starkregen- und Hitzeereignissen, zu begegnen und entgegenwirken“, so René Schärling.

Neue Klimaschutzmanager stellen sich vor

Myriam Buddensiek studierte in Trier Angewandte Geographie mit dem Schwerpunkt Tourismus und Freizeit. Ihre Abschlussarbeit erfolgte zu dem Thema „Bürgerschaftliches Engagement in Stadtteilen“, am Beispiel der Bahnstadt Heidelberg. Die letzten fünf Jahre arbeitete sie im Kultur- und Sportamt der Stadt Viernheim, organisierte Veranstaltungen wie zum Beispiel den Viernheimer Weihnachtsmarkt und war als Ansprechpartnerin für Kulturvereine und für Städtepartnerschaften zuständig. 2020 organisierte sie die Veranstaltung STADTRADELN, bei der über 1.600 kleine und große Radbegeisterte teilnahmen und Viernheim in seiner Einwohnerkategorie den 1. Platz im Kreis Bergstraße und den 2. Platz in Hessen belegte. Die Erfahrungen aus dem Veranstaltungsbereich und die Kenntnisse über die vielfältigen Vereinsstrukturen und Institutionen in Viernheim kann die gelernte Geographin gut auf ihr neues Aufgabengebiet im Brundtlandbüro übertragen.

René Schärling studierte Geographie an der Universität Bremen und an der Universität Hamburg mit den persönlich gesetzten Schwerpunkten „Nachhaltiger Konsum und Produktionssysteme“. In seiner Abschlussarbeit behandelte er das Thema „Bio-, regionale Landwirtschaft als Nachhaltigkeitsstrategie“ und stellte die Bedeutung von lokalen Betrieben und Landwirten für das Thema Nachhaltigkeit heraus. In seinem beruflichen Werdegang hat sich Schärling ehrenamtlich für den BUND Hessen eingesetzt und als Fachreferent für Ernährung und Umwelt bei PETA Deutschland e.V. gearbeitet. Vor zwei Jahren wechselte er an die Pädagogische Hochschule Heidelberg in die Abteilung Geographie und war für die inhaltliche Ausarbeitung eines digitalen Lernprogrammes zur Sensibilisierung für Klimawandelanpassung zuständig.

Das angeeignete Fachwissen kann der gelernte Geograph gut einbringen, um das Wissen über bereits bestehende Auswirkungen des Klimawandels, so wie das Thema Nachhaltigkeit, in Viernheim zu stärken.

Klimaschutzkonzept als Voraussetzung für neue Stellen

Bis am 1. Januar 2021 die beiden geförderten Stellen im Klimaschutzmanagement besetzt werden konnten, bedurfte es eines langen Vorlaufs. Zunächst war ein neues Klimaschutzkonzept zu erstellen. Dafür wurden Fördermittel vom Bund beantragt und genehmigt. 2017 wurde ein Interessenbekundungsverfahren durchgeführt und Ende des Jahres der Auftrag an B.A.U.M. Consult GmbH vergeben. Die Konzepterstellung erfolgte mit hoher Beteiligung der Bürgerschaft und von Akteursgruppen überwiegend in 2018. Das Konzept wurde 2019 fertiggestellt und anschließend politisch beraten und beschlossen, zusammen mit dem Auftrag, für die Umsetzung beim Bund zwei Stellen im Bereich Klimaschutzkonzept zu beantragen. Dazu wurde noch in 2019 ein Förderantrag gestellt. Dieser wurde im Spätsommer 2020 genehmigt. Danach erfolgten Stellenausschreibung und Stellenbesetzungsverfahren, bis die Klimaschutzmanager zum 1. Januar 20201 ihre Arbeit aufgenommen haben.

Dem Team des Brundtlandbüro in der Wasserstraße 20 gehören noch der Energiebeauftragte Reinhard Wirths sowie die Mitarbeiterin Birgit Riegraf an.