Es lebe die deutsch-polnische Freundschaft!

Städtepartnerschaft mit der polnischen Stadt Mława besiegelt

Partnerschaftsfeier vom 30.08. - 01.09.2019 in Viernheim
Gemeinsam für die Bewahrung des Friedens, die Förderung der Völkerverständigung und Versöhnung beider Länder in einem vereinten Europa einzusetzen, sind die Ziele der neuen Städtepartnerschaft zwischen Mława und Viernheim.

"Ein erlebnisreiches und emotionales Wochenende liegt hinter uns", so Bürgermeister Baaß, der sich sehr glücklich und zufrieden über die zurückliegenden Partnerschaftsfeierlichkeiten äußert. "Viernheim hat sich von seiner besten Seite gezeigt, alles hat hervorragend geklappt."

Anläßlich des 80. Jahrestages zum Ausbruch des Zeiten Weltkrieges in diesem Jahr entschloss sich Bürgermeister Matthias Baaß im Vorfeld gemeinsam mit dem polnischen Bürgermeister Sławomir Kowalewski, die Besiegelung der Städtepartnerschaft auf das Wochenende um den 1. September zu legen, um dem Grundgedanken eine noch größere Bedeutung beizumessen und dem leidvollen Kapitel der Europäische Geschichte zwischen Polen und Deutschland angemessen zu gedenken.

Neben den offiziellen Feierlichkeiten zur Vertragsunterzeichnung anlässlich der Partnerschaftsfeier waren auch zahlreiche Begegnungen mit der Bürgerschaft, den Vereinen und politischen Vertretern eingeplant. "Das Programm sollte so abwechslungsreich wie möglich sein und den polnischen Gästen einen guten Eindruck über die Vielseitigkeit unserer Stadt vermitteln - und das mit großem Erfolg", so Bürgermeister Baaß.

Ausstellungseröffnung, Ehrungsabend der Freiwilligen Feuerwehr und Begrüßungsabend im Grillhaus

Angereist war die 20-köpfige Delegation am Freitag, 30. August mit dem Bus aus Mława und traf ca. 16:15 Uhr in Viernheim ein. Untergebracht waren die Gäste im Central Hotel. Viel Zeit blieb den Gästen jedoch nicht, denn so war bereits für 17:00 Uhr die Ausstellungseröffnung "Ravensbrück 1939 - 45: Christliche Frauen im KZ" in der Apostelkirche geplant, die vom Katholischen Deutschen Frauenbund organisiert und durch Bürgermeister Matthias Baaß eröffnet wurde. "Wir brauchen die Erinnerung, um für das Heute gewappnet zu sein", stellte Bürgermeister Baaß im Hinblick auf die Geschichte des Zweiten Weltkriegs in seiner Rede fest. Auch wenn die dargestellten Porträts der betroffenen Frauen in deutscher Sprache abgebildet wurden, zeigte sich die polnische Delegation sehr interessiert und beeindruckt von der Ausstellung.

Im Anschluss folgte gleich der nächste Termin für die polnische Delegation im Ratssaal des Rathauses. Hier fand um 18:00 Uhr der Ehrungsabend der Freiwilligen Feuerwehr statt. Bürgermeister Kowalewski lies es sich trotz der langen Anreise nicht nehmen, diesen Termin wahrzunehmen und gemeinsam mit dem Bürgermeister und dem 1. Stadtrat Bastian Kempf die Urkunden an die zu ehrenden Mitglieder auszuhändigen. In seinen Grußworten betonte er, wie wichtig die Feuerwehren für die Sicherheit in jeder Stadt sind und sie jeglichen Dank verdient haben, denn nicht jeder opfert seine Freizeit für den Schutz der Allgemeinheit. Am Ende erhebten sich alle polnischen Gäste aus M?awa als Zeichen des Respekts und applaudierten den zahlreichen Mitgliedern der Viernheimer Feuerwehr.

Der letzte Programmpunkt für diesen Tag war dann der Begrüßungsabend im Grillhaus, der in geselliger Runde dem gegenseitigen Kennenlernen diente. Eingeladen waren hierzu Vertreter aus Politik, Stadtverwaltung, Vereinen und Bürgerschaft. Stadtverordnetenvorsteher Norbert Schübeler begrüßte die Delegation offiziell in Viernheim und brachte seine Freude in seiner Rede zum Ausdruck. "Es ist für mich ein sehr bewegender Moment, denn gerade erst vor einer Woche haben wir in Mława den 80. Jahrestag der Schlacht von Mława gemeinsam gedacht", so Schübeler, bei dem die Eindrücke der Rekonstruktion des Beginns des Zweiten Weltkrieges tiefe emotionale Spuren hinterlassen haben.

Bei anschließendem Speis und Trank kamen die Anwesenden ins Gespräch, lernten sich kennen und schlossen bereits hier schon erste Freundschaften.

 

Besuch Winzer-Frühstück und Bauernmarkt

Bereits um 9:30 Uhr traf man sich am darauffolgenden Samstag mit der polnischen Delegation in der Viernheimer City. Ziel war am frühen Morgen der Besuch des Winzer-Frühstücks. Zuvor teilten sich die Anwesenden in drei Gruppen auf, um sich in den umliegenden Partnergeschäften mit ausreichend "Proviant" in Form einer Winzer-Frühstücksdutt einzudecken. Auch der Mehrwegbecher aus der Aktion "Bleib Deinem Becher treu" durfte hier natürlich nicht fehlen und wurde eifrig mit Kaffee befüllt.

Beim Winzer-Frühstück angekommen dauerte es nicht lange, bis der Rovigo-Platz sich füllte und die Herzlichkeit der polnischen Gäste die Stimmung beherrschte. Hierzu beigetragen hat auch die polnische Musik- und Folkloregruppe "Jawor" aus Frankfurt, die eigens für diesen besonderen Anlass nach Viernheim geholt wurde. Sie singen in ihren Folklorekostümen von der Schönheit Polens, von den Landschaften und der Natur. Die Gäste aus M?awa stimmten früh in die Gesangsdarbietungen ein und am Ende vermischten sich die Gäste aus Mława mit den Mitgliedern der Jawor-Gruppe bei gemeinsamen Tänzen. Das Weingut Wehweck sowie die "Worschdkischd" sorgten für das leibliche Wohl. Auch die Jawor-Gruppe hatte polnische Spezialitäten wie Pierogi im Angebot, um die polnische Küche zu repräsentieren.

Im Anschluss besuchte die Delegation den Bauernmarkt im Vogelpark. Bürgermeister Sławomir Kowalewski war schon bei seinem Erstbesuch im Januar 2018 sehr beeindruckt von dem ehrenamtlichen Engagement des Vereins. Daher war es für ihn auch selbstverständlich, die vom Verein angebotene Urkunde für eine Tierpatenschaft für den "Gelbbrustara", der im Papageienhaus lebt, anzunehmen.


Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde und Partnerschaftsvereinbarung

Am Nachmittag traf man sich zunächst am Kreisel Berliner Ring, um das neue Schild "Mława" auf einer der von vier bestehenden Partnerschaftsstelen im Stadtgebiet einzuweihen. Bürgermeister Baaß, 1. Stadtrat Kempf sowie Stadtverordnetenvorsteher Schübeler präsentierten stolz Bürgermeister Kowalewski und Stadtverordnetenvorsteher Lech Prejs das Schild mit der polnischen Flagge und dem Städtenamen "Mława ", welches die Partnerschaftsstele mit den bereits bestehenden Partnerstädten nun komplettiert.

Höhepunkt am frühen Samstagabend war die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde und der Partnerschaftsvereinbarung im Ratssaal des Rathauses. Zum Auftakt wurden vor dem Rathaus die polnische, die deutsche sowie die Europaflagge durch die jeweiligen Bürgermeister und Stellvertreter unter Beisein von zahlreichen Gästen gehisst. Dazu umrahmte die Gruppe Musik³ das Flaggenzeremoniell musikalisch mit den jeweiligen Nationalhymnen. Im Anschluss begab man sich gemeinsam in den Ratssaal zur akademischen Feier.

Stadtverordnetenvorsteher Schübeler begrüßte alle Anwesenden, vor allem die politischen Vertreter aus Mława und Viernheim. "Ausgangspunkt für die Städtepartnerschaft zwischen Mława und Viernheim sind gemeinsame Überzeugungen und Werte", so Schübeler in seiner Rede. "Sie geben auf dem gemeinsamen Weg Halt und Orientierung. Recht und Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie, Verantwortung vor der Geschichte und für die weitere Entwicklung unserer Städte - das sind für beide Partner keine leeren Worte", bekräftigt Norbert Schübeler.

Bürgermeister Sławomir Kowalewski betonte eingangs in seiner Rede, wie dankbar er ist, dass er so viele wundervolle Menschen in Viernheim kennenlernen durfte. "Wir sind uns 2017 begegnet und haben beschlossen, Freunde zu werden", so Kowalewski. In Bezug auf die geschichtlichen Hintergründe beider Länder fragt er in die Runde: "Kennen wir die Geschichte alle gut? Denn nur dann können wir auf die Zukunft aufbauen. Die Erinnerung ist wichtig und muss an die junge Generation weitergeben werden", erklärt der polnische Bürgermeister. Als Zeichen des Dankes und der Wertschätzung überreichte Bürgermeister Kowalewski an Bürgermeister Baaß, Stadtverordnetenvorsteher Schübeler sowie Stephan Schneider vom Kultur- und Sportamt eine eingerahmte Urkunde, die sie als "Bauherren des Friedens" auszeichnen soll. Auch bei Norbert Hofmann, Bürgermeister und Landrat a. D., bedankte sich das polnische Stadtoberhaupt mit einem Geschenk ausdrücklich, da ihm für Viernheim eine Städtepartnerschaft mit einer polnischen Stadt schon immer wichtig war.

"Historisch sehr stark belastet" beschreibt Bürgermeister Baaß anschließend in seiner Rede die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen. "Versöhnung und in ihrer Folge partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe und sogar freundschaftliche Beziehungen können auf Dauer nur stattfinden, wenn die Vergangenheit nicht verdrängt, sondern ehrlich benannt wird", so der Bürgermeister weiter. "Wir nach 1945 geborenen Deutsche haben die große Verantwortung, uns der Vergangenheit zu stellen. Wir müssen dafür sorgen, dass niemals wieder von deutschem Boden aus Krieg und menschenverachtende Politik ausgehen werden. Wir wollen ein Volk von guten Nachbarn sein". Baaß bedankt sich am Ende seiner Rede beim polnischen Amtskollegen und seinen politischen Vertretern, vor allem für ihre Haltung zu Europa, Deutschland und Viernheim.

Auch der Stadtverordnetenvorsteher Lech Prejs aus Mława verwies in seiner Ansprache auf die Möglichkeiten dank Europas, neue Freundschaften zu schließen und sich auf verschiedenen Ebenen auszutauschen.

Vor der Unterzeichnung der Partnerschaftskurkunde und der Partnerschaftsvereinbarung gab es noch einen "Überraschungsgast", den Stephan Schneider als "Trauzeuge für die heutige Hochzeit zweier Städte" ankündigte. Die Freude vor allem bei den polnischen Gästen war groß, als der Kabarettist und Autor Steffen Möller den Ratssaal betrat. Steffen Möller ist vor allem als Sympathieträger für deutsch-polnische Verbindungen bekannt und erhielt für seine Verdienste 2005 das Bundesverdienstkreuz. Mit seiner bekannten stimmungsvollen und erfrischenden Art berichtete er über seine persönlichen Erlebnisse zwischen Deutschland und Polen und begeisterte so das Publikum. Bereits 2011 war er im Rahmen einer "Polnischen Woche" in Viernheim zu Gast, um für eine deutsch-polnische Städtepartnerschaft zu werben und freute sich daher sehr über den heutigen Anlass.

 

Nach der Unterzeichnung der Urkunden erhielt der polnische Bürgermeister aus den Händen von Edyta Zander, die den Erstkontakt zwischen beiden Städten damals herstellte und aus der Viernheimer Freundestadt Haldensleben kommt, die Viernheimer Flagge, die bei öffentlichen Anlässen in Polen auf die neue Freundschaft hinweisen soll.

Bei einem Glas Sekt hieß es dann gemeinsam: Es lebe unsere Städtepartnerschaft, es lebe die deutsch-polnische Freundschaft!

Besonders würdevoll musikalisch umrahmt waren die Feierlichkeiten im Ratssaal durch die städtische Musikschule Viernheim.

 

Deutsch-polnischer Gottesdienst und sportlicher Abschluss im Familiensporttag

Am Sonntagmorgen begann der letzte gemeinsame Tag mit einem deutsch-polnischen Gottesdienst in der Kirche St. Michael. Die Messe wurde von dem polnischen Pater Dr. Adam Żak gehalten, der zu dieser Zeit Pfarrer Givens urlaubsbedingt vertrat.

Im Anschluss ging es dann gemeinsam zum 10. Viernheimer Familiensporttag, um auch dort die neue Städtepartnerschaft sportlich zu besiegeln. Wie vielfältig Viernheim in Sachen Sport und Freizeit ist, konnten die Gäste aus Mława direkt vor Ort erleben. Bei einem "Spiel ohne Grenzen" wurden die sportlichen Fähigkeiten von zwei Teams jeder Stadt unter Beweis gestellt. Das Viernheimer Team bestand aus Bürgermeister Baaß, Fritz Niebler (ehem. Ringer), Peter Neuß (stellv. Vorsitzender des Kultur- und Sportausschusses) sowie Linette Hofmann (U16-Nationalspielerin). Das polnische Team stellte Bürgermeister Kowalewski zusammen mit Lech Prejs (Stadtverordnetenvorsteher), Beata Gadomska (Stadträtin) und Mariusz Dziubiński (Stadtrat).

Die erste Disziplin war das Bogenschießen beim Sportschützenverein, die das Viernheimer Team unter der Leitung des Bürgermeisters klar für sich entscheiden konnte. Bei der zweiten Herausforderung ging es um das "Dreibeinlaufen" im Rahmen der Familienolympiade, bei der die polnischen Gäste den Punkt holten. Den modularen Pumptrack mit dem Mountainbike bewältigten beide Teams sehr gut, wobei das Team aus Viernheim knapp eine halbe Sekunde schneller war. Nach einer kurzen Pause ging es dann auf der Rollschuhbahn weiter, auf der die zahlreichen Besucherinnen und Besucher die Spiele gespannt verfolgten.

Die Teams mussten die Länge der Ländergrenzen zu ihrem eigenen Land richtig zuordnen, was bei der Vielzahl an Nachbarländern Deutschlands und Polens gar nicht so einfach war, wie sich dann im Ergebnis herausstellte. Der Punkt ging trotz allem an Viernheim, somit stand es 3:1 gegen Mława .

Letztes Spiel war das Sortieren von Schuhen, die durcheinander auf einem Haufen lagen. Hier ging es darum, in einer Minute möglichst viele zusammengehörige Paar Schuhe zu finden. Angeblich besitzen die polnischen Frauen noch mehr Schuhe als die deutschen, was ein Grund dafür sein kann, warum die polnischen Gäste bei diesem Spiel unschlagbar waren. Zudem galt hier die doppelte Punktzahl und dadurch kam es im Endergebnis zu einem Unentschieden für beide Teams. Die Freude und der Spaß bei diesem "Spiel ohne Grenzen" standen im Vordergrund und das konnten alle Besucher live miterleben.

Am Ende des Tages ließ man das Partnerschaftswochenende gemütlich im Skistadl des Skiclub Viernheim ausklingen. Alle Beteiligten waren begeistert und dankbar und beschrieben die Partnerschaftsfeier als ein "unvergessliches Erlebnis". Besonderen Dank gab es von Seiten des polnischen Bürgermeisters, aber auch von Baaß und Schübeler für die Organisation und Durchführung der Feierlichkeiten, an dem viele Mitarbeiter - allen voran das Kultur- und Sportamt - und zahlreiche Helfer mitgewirkt haben.

"Die wichtigste Grundlage für das Funktionieren einer Städtepartnerschaft sind die guten Beziehungen der Menschen zueinander. Auf dieser Basis kann nun alles Weitere aufbauen!", so Bürgermeister Baaß abschließend.

Bürgerinnen und Bürger, die sich für die Städtepartnerschaft interessieren und einbringen möchten, können sich im Kultur- und Sportamt, Myriam Buddensiek, unter 06204/ 988-360 informieren.

Vielen Dank Steffen Möller für Deinen Besuch in Viernheim, die Gäste haben sich sehr über die Bücher gefreut!