Stadtverwaltung: Viernheimer Rathaus wird saniert

Mit rund 2,9 Millionen Euro unterstützt das Land Hessen die Stadt Viernheim bei der energetischen Modernisierung seines Rathauses auf Passivhausniveau

Staatssekretär Jens Deutschendorf vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen überreichte Bürgermeister Matthias Baaß und Erstem Stadtrat Bastian Kempf einen Zuwendungsbescheid über 2,9 Millionen Euro zur energetischen Modernisierung des Viernheimer Rathauses als Passivhaus im Bestand. Diese sei die konsequente Fortführung des kommunalen Handelns im Klimaschutz Viernheim durch das Landesprogramm zur Förderung der Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien, so Deutschendorf.

Neben Bürgermeister Baaß und Erstem Stadtrat Bastian Kempf nahmen auch Stadtverordnetenvorsteher Norbert Schübeler, Vertreter der Viernheimer Fraktionen sowie Mitarbeiter der Stadtverwaltung an der Übergabe teil.

Brundtlandbeauftragter Philipp Granzow stellte die Klimaschutzaktivitäten der letzten 25 Jahre vor: Seit dem Gewinn des Landeswettbewerbs 1994 trägt Viernheim den Titel Brundtlandstadt, Hessens erste Energiesparstadt. Ermöglicht wurde dies durch die damaligen Aktivitäten in den Bereichen Energie und ökologische Stadtentwicklung. Es folgten intensive Klimaschutzjahre mit der Unterstützung des Landes. Aktivitäten, wie ein symbolisches Gewächshaus machten auf den CO2- Ausstoß aufmerksam und motivierten die Bürger zu klimafreundlichem Verhalten. Eine Marketing-Aktion, die bundesweit Beachtung fand. Die wärmetechnische Sanierung stand dann im Fokus der Klimaschutzaktivitäten. Ein Viertel der Altbestand-Gebäude Viernheims wurde so mithilfe von ca. 1,871 Millionen Euro Fördergeldern saniert. Damit wurden Gesamtinvestitionen in Höhe von 15,6 Millionen Euro ausgelöst und 3.798 Tonnen CO2 eingespart.

Um die Sanierungsrate zu erhöhen, wurde mit der Energiekarawane eine Informations- und Motivationskampagne entwickelt. Achtmal wurde die Karawane durchgeführt und 25 Prozent der Hauseigentümer nahmen die Beratung an. Selbst Deutschendorf kannte diese Aktion, die nun bundesweit ausgebaut werden soll und freute sich, die Urheber kennenzulernen.

Ebenfalls saniert wurde die Rudolf-Harbig-Halle, die unter Zuhilfenahme von Landesförderungsmitteln in Höhe von 250.000 Euro seit 2019 klimaneutral ist. Einen Energieüberschuss erwirtschaftet der klimaneutrale Neubau KiTa Entdeckerland. Das gut gedämmte Gebäude wurde 2018 in Modulbauweise mit einer Holzpelletheizung und einer Photovoltaik-Anlage erstellt.

„Seit über 20 Jahren prüfen wir den Verbrauch“, so Brundtlandbeauftragter Philipp Granzow. „Von 1999 bis 2018 wurden die CO2 Emissionen halbiert. Wir haben schon viel erreicht. Das Land Hessen hat uns bei intensiven Klimaschutzaktivitäten unterstützt. Die Sanierung des Rathauses zum Passivhaus im Bestand wird uns in der Gesamtbilanz noch weiter voranbringen. Bezogen auf den Heizenergieverbrauch bedeutet diese Sanierung eine Verbesserung um den Faktor 10. Dies entspricht einer Einsparung von ca. 992.000 Kilowattstunden und 283 Tonnen CO2 pro Jahr. In den kommenden Jahren werden wir uns intensiv mit der Umsetzung des neuen Klimaschutzkonzepts befassen, unterstützt durch zwei neue Klimaschutzmanager ab Sommer 2020.“

Vorbild für andere Kommunen

„Klimaschutzprogramme in den Kommunen und bundesweit, beides werde gebraucht“, so der Staatssekretär. Klimaschutz effizient vor Ort anzuwenden, spiele eine große Rolle. „Ihr Vorgehen macht mir Mut, wir sind darauf angewiesen, dass alle mitmachen“, lobte er Viernheims Klimaschutzaktivitäten als vorbildlich und nachhaltig. Die Sanierung von Bestandsgebäuden werde in Zukunft eine immer größer werdende Rolle spielen, denn so könne man die Klimaschutzziele erreichen. „Die Wärmewende ist daher einer der Schwerpunkte, die wir gemeinsam mit der Landesenergieagentur in Zukunft angehen werden. Wir wollen die Sanierungen in Hessen verdoppeln“, so der Staatssekretär.

Bei der energetischen Sanierung von öffentlichen Gebäuden unterstützt das Land die Kommunen und Kreise: 2018 standen dafür 16,6 Millionen Euro zur Verfügung, 2019 waren es 18,4 Millionen Euro. Und auch in diesem Jahr wird die Modernisierung von Schulen, Kindergärten, Bürgerhäusern, Jugendzentren, Sportstätten und anderen kommunalen Gebäuden der sozialen Infrastruktur vom Land gefördert und damit deutlich weniger Energie verbraucht.

Baaß zeigte sich sehr erfreut über den Zuschuss als gewichtiges Argument, durch das 80% der Kosten für die energetischen Maßnahmen gedeckt werden könnten. Alle Entscheidungen in der Finanzierung seien jedoch noch nicht getroffen. Die Gesamtsumme der Sanierungskosten belaufe sich auf etwa 20 Millionen Euro. „Der Zuschuss ist ein sehr wertvoller Beitrag, um den zukunftsgerichteten sehr hohen Energiestandard tatsächlich zu erreichen und zu finanzieren. Aufgrund der langjährigen Klimaschutzaktivitäten der Brundtlandstadt Viernheim und unserer Verpflichtung als hessische Klima-Kommune freuen wir uns sogar über einen um 10 Prozent höheren Betrag der Zuwendung.“

Auch 1. Stadtrat Bastian Kempf bedankte sich sowohl beim Staatssekretär als auch bei den Mitarbeitern des Brundtlandbüros. Er sieht die Finanzierung für möglich aber anspruchsvoll an. Zurzeit arbeite der Ausschuss im Parlament an der Umsetzung. Für das Frühjahr sei die Einreichung des Bauantrags geplant, im Herbst sollen erste finanzielle Entscheidungen getroffen werden, der Baubeginn sei für 2022 vorgesehen.