Bürgermeister Matthias Baaß
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
haben Sie in der wunderschönen Broschüre zur Veranstaltungsreihe „Lebendige Adventszeit“ das Rosinenbrötle-Rezept von `Papa Rall` entdeckt? Es erinnert an den zu früherer Zeit gepflegten Barbaratag am 4. Dezember. Und den damit verbundenen, aber heute weitgehend vergessenen Brauch Zweige von Steinobstbäumen, besonders Kirschzweige, ins Wasser zu stellen, so dass diese zu Weihnachten erblühen.
Im Buch „Weihnachten, wie`s früher war“ (Styria-Verlag Wien, 2024) hat Inge Friedl viele persönliche Erinnerungen gesammelt, so auch diese: „Ein Mädchen, es wuchs auf einem kleinen Bauernhof in Salzburg auf, hatte einen großen Weihnachtswunsch: Ein Paar Würstel ganz für sich allein. Sie wünschte sich eine Wurst, die sie mit niemandem teilen musste und die sie ganz allein aufessen durfte.“ Es gab sehr wenig zu essen und alles Vorhandene musste mit vielen anderen geteilt werden, so dass dies zum größten und alleinigen Wunsch wurde.
Und besonders erwartungsvoll wartete man auf Pakete, aber nicht wie heute vom Versandhändler: „Manche hatten tatsächlich den ausgewanderten `Onkel in Amerika`, der Pakete mit Spielsachen und Kleidung schickte. Es war die Zeit, als zu Weihnachten noch innerhalb der Familie Pakete verschickt wurden. Eine Familie in Oberösterreich etwa erhielt jedes Jahr ein Paket aus Wien. Der Vater war mit dem Absender in Kriegsgefangenschaft gewesen und hatte ihm geholfen, heimzukehren. Aus Dankbarkeit kam nun regelmäßig kurz vor Weihnachten ein Päckchen für die Kinder. Der Inhalt war jahraus, jahrein derselbe: Eine Tafel Suchard-Schokolade pro Kind. Die Kinder warteten schon immer sehnsüchtig auf dieses Paket: „Das war etwas Seliges für uns. Ein herrliches Weihnachtsgeschenk. Ich habe eine Blechdose gehabt, darin habe ich die Schokolade verwahrt. Nur ab und zu hab` ich davon genommen, damit ich länger etwas davon habe.“
Ich selbst erinnere mich sehr gerne an das Paket meiner Tante in Neustrelitz, die in einer privaten Bäckerei arbeitete und uns immer zu Weihnachten vielerlei Weihnachtsgebäck und Kuchen aus deren Produktion zukommen ließ. In jedem Jahr hatte das Paket den gleichen schönen Geruch von Schokolade und Nüssen in sich. Ich wartete darauf immer mit Spannung und hoffte sehr, dass es noch rechtzeitig kommt, dessen man in Anbetracht der unsinnigen Grenzkontrollen nie so recht sicher sein konnte. Und im Gegenzug haben meine Eltern zu Weihnachten eine Vielzahl von Paketen zu unseren Verwandten in die DDR gesendet, gefüllt mit Kaffee und vielem weiterem, was dort nicht oder nur zu sehr hohen Preisen erhältlich war.
So verbinden Sie hoffentlich alle schöne Erinnerungen mit Weihnachten, auch wenn diese ganz verschieden sind!
Auch in diesem Jahr beschließt das Kurrendeblasen am Spitalplatz um 14 Uhr an Heiligabend den Veranstaltungsreigen der „Lebendigen Adventszeit“. Eine nunmehr seit über 50 Jahren vom Evangelischen Posaunenchor in Viernheim gepflegte wunderbare Tradition! Gemeinsam mit dem Posaunenchor wünsche ich Ihnen allen ein schönes und frohes Weihnachtsfest, welches wir in einer weltpolitischen Lage begehen, die oftmals leider wenig Hoffnung macht. Wir sollten aber nicht nachlassen auch das zu benennen, was sich zum Positiven gewendet hat. Und auch nicht nachlassen mit unserem eigenen Handeln, so klein es auch erscheinen mag, genau dazu weiterhin beizutragen.
Ihnen alles Gute zu Weihnachten 2024!
Ihr
Matthias Baaß
Bürgermeister
Weihnachtsgrußworte 2024 der Stadtspitze
Erster Stadtrat Jörg Scheidel
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
vor einigen Wochen habe ich dem Weihnachtsmann geschrieben. Meine Wünsche? Weniger Baustellen, keine Umleitungen und – weil man ja träumen darf – einen Zaubertrick für ausreichend Parkplätze. Seine Antwort? Kurz und knackig: „Manchmal müsst ihr den Weihnachtsmann selbst spielen.“
Na gut, dachte ich, dass versuchen wir doch schon das ganze Jahr! Die letzten Meter des Entlastungssammlers sind endlich fertig – und mit ihnen die Wanderbaustellen, die Viernheim jahrelang durchquert haben. Jetzt sind wir bestens für Starkregen gerüstet. Kaum war das geschafft, haben wir uns an das nächste Großprojekt gewagt: die Saarlandstraße. Moderner, grüner, nachhaltiger – und hoffentlich so schnell wie möglich fertig. Wir tun unser Bestes, um die Beeinträchtigungen gering zu halten. (Aber falls Ihnen ein Rentierschlitten begegnet, bitte unbedingt Vorfahrt gewähren!)
Natürlich gab es dieses Jahr nicht nur Baustellen: Das Stadtfest im Sommer war wieder ein echtes Highlight mit toller Musik und bester Laune. Bei Projekten wie dem Baugebiet Nordweststadt II und der Vision einer Radschnellverbindung haben wir in Bürgerbeteiligungen intensiv diskutiert, debattiert und gemeinsam neue Ideen entwickelt. Auch kritische Stimmen waren dabei – und das ist gut so! Sie helfen uns, den Blick zu schärfen und Pläne besser zu machen. Dafür und für das respektvolle Miteinander ein herzliches Dankeschön!
Doch es gab auch traurige Momente. Der Großbrand im Mai, bei dem wir eine Mitbürgerin verloren haben, hat uns alle erschüttert. Gerade in solchen Zeiten zeigt sich, wie wichtig Zusammenhalt ist. Mein Dank gilt allen, die Viernheim mit Leben füllen: den Ehrenamtlichen, unseren Rettungskräften und allen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen. Sie sind es, die aus Viernheim eine starke und lebendige Gemeinschaft machen.
Und während ich das schreibe, überlege ich, ob ich dem Weihnachtsmann nicht doch noch antworte. Dieses Mal würde ich schreiben: „Lieber Weihnachtsmann, du hast recht: Den Weihnachtszauber müssen wir selbst schaffen. Aber ein bisschen Schnee statt Regen wäre wirklich nett.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten und eine besinnliche Zeit mit Ihren Liebsten. Nehmen wir Rücksicht aufeinander, bleiben wir optimistisch – und spielen wir gemeinsam den Weihnachtsmann, wo immer es nötig ist.
Herzliche Grüße
IhrJörg Scheidel
Erster Stadtrat