Gleichstellungsbüro: Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache

Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention

Seit Jahrzehnten setzen sich internationale Frauenverbände für einen besseren Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt ein. Auch das städtische Gleichstellungsbüro leistet hier seinen Beitrag und setzt seit vielen Jahren mit unterschiedlichen Aktionen ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Umso erschreckender war die Nachricht, als der türkische Präsident Erdoğan vor einigen Tagen den Austritt aus der Instanbul-Konvention verkündete, die 2011 von der Türkei zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt unterzeichnet wurde.

„Häusliche Gewalt zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten, Altersgruppen und Nationalitäten. Hier gilt es ein Zeichen zu setzen, dass jegliche Form von Gewalt und insbesondere Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht hingenommen werden kann“, so die Gleichstellungsbeauftragte Maria Lauxen-Ulbrich. Gewalt im häuslichen Bereich bedeutete oft ein jahrelanges Martyrium der Betroffenen. Umso schlimmer, wenn ihnen, wie in der Entscheidung des türkischen Präsidenten, nicht einmal mehr Schutzrechte zustehen. „Und welche Zeichen setzen wir, wenn wir in Europa bei der Diskriminierung und Unterdrückung von hilflosen Personen wegschauen", so Lauxen-Ulbrich.

Gerade die zurückliegende Veranstaltung am Internationalen Frauentag am 8. März mit der Vorführung des Dokumentarfilms „Woman – 2000 Frauen, 50 Länder, 1 Stimme“ habe einmal mehr allen bewusst gemacht, wie wichtig auch im 21. Jahrhundert der Kampf für Gleichstellung der Geschlechter und der Einsatz gegen Diskriminierung von Frauen weltweit ist.

Es ist davon auszugehen, dass die Corona-Pandemie die häusliche Gewalt verschärft hat. „In der Türkei wurden 2020 über 300 Femizide gezählt. Die Aufkündigung der Istanbul-Konvention in dieser Situation ist an Zynismus kaum zu übertreffen", wie in einer Pressemitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG) hervorgeht. Den Austritt verurteilt die BAG, zu der auch das Gleichstellungsbüro Viernheim gehört. Die Zahlen von Gewalt gegen Frauen sind sowohl weltweit, als auch in Deutschland alarmierend. „Frauenrechte sind Menschenrechte und dürfen nicht zurückgenommen werden", bringt es Simone Thomas, eine der Bundessprecherinnen der BAG damit auf den Punkt.