Museum Viernheim: „Einer für alle …“

Ab Sonntag Sonderausstellung zur Landwirtschaftlichen Warengenossenschaft

„Einer für alle – alle für einen“. Der Wahlspruch der Raiffeisengenossenschaften steht Pate für eine Sonderausstellung, die ab 17. Juli im Museum Viernheim gezeigt wird. Erinnert wird an die Geschichte der Landwirtschaftlichen Warengenossenschaft und seines Vorgängers, dem Bauernverein Viernheim.

Anlass gibt das doppelte Jubiläum: Die Landwirtschaftliche Warengenossenschaft wurde vor 90 Jahren ins Leben gerufen, die Gründung des Bauernvereins wird 1882 vermutet. Beide Organisationen prägten Viernheim wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell. „Vielen in Viernheim ist die ‘Warengenossenschaft‘ ein Begriff und unmittelbar mit dem Kauf von Salatpflanzen, Saatgut, Düngemitteln und vielem mehr im früheren Gebäude in der Wasserstraße verbunden. Es sind vergangene Zeiten, aber sich diese in Erinnerung zu rufen, kann in Anbetracht aktueller Fragen von Nahrungsmittelsicherung nicht falsch sein", macht Bürgermeister Matthias Baaß auf die Ausstellung aufmerksam.

Gegründet, um die soziale Not der Bauern zu lindern, lag eines der Hauptziele des Bauernvereins in der Schaffung finanzieller Vorteile durch gemeinschaftlichen Erwerb von Kohle, Saatgut, Futter- und Düngemitteln. Nach der Umwandlung des Vereins in eine Genossenschaft wurde die Marktposition der Viernheimer Landwirte außerdem durch gemeinschaftliche Aushandlung der Absatzbedingungen gestärkt. Auch wurden Maschinen zur gemeinschaftlichen Nutzung beschafft und Kleinmaterial für Ernte und Tagesbedarf verliehen. Ein weiterer Service war das Angebot von Beratungen, Fachvorträgen und Schulungen.

„Bauernvereine und Warengenossenschaften waren wegweisende Selbsthilfeorganisationen, welche nicht nur die Not der Landwirte in schweren Zeiten milderten, sondern auch als politische Interessensvertretung vieles bewirken konnten. Wichtige Gesetze wurden aufgrund des Engagements der Bauernvereine im 19. Jahrhundert in Hessen erlassen. Daneben waren die Organisationen identitätsstiftend, förderten den Zusammenhalt der Landwirte untereinander und steigerten deren gesellschaftliche Anerkennung“, führt Museumsleiterin Elke Leinenweber aus.

Ihre Blütezeit erlebte die Landwirtschaftliche Warengenossenschaft in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg mit über 200 Mitgliedern und Umsätzen von über einer Million Euro. Zum „Herz“ der Landwirtschaftlichen Warengenossenschaft entwickelte sich die Zentrale in der Wasserstraße. Hier wurde auch Privatpersonen alles für Gartenbau und Kleintierhaltung angeboten. Nach einem Rückgang der Mitgliederzahlen und starken Umsatzeinbußen wurde 1999 die Liquidation beschlossen.

Am 24. Juli um 14.30 Uhr findet eine öffentliche Führung mit Helmut Büchler statt.

Um eine vorherige Anmeldung für diese Veranstaltung wird gebeten (Telefon 9 29 20 71, E-Mail ).

Zu sehen ist die Sonderausstellung „Einer für alle …“ im Museum Viernheim (Berliner Ring 28) bis 25. September 2022.
Öffnungszeiten sind sonntags von 14  bis 17 Uhr - auch über die Sommerferien.