Amt für Stadtentwicklung und Umweltplanung: Viernheim wird „Essbare Stadt“ – Pflücken erwünscht!

„Grüne Stadtführung“ zur BUGA 23

Wo auf öffentlichen Grünflächen vielerorts die Devise „betreten verboten“ gilt, heißt es in Viernheim ab sofort „pflücken erlaubt“.

Einigen „Vernemern“ auch als „Weinheimer Ohr“ bekannt, wurde an der Einmündung zum „Am alten Weinheimer Weg“ Richtung ehemalige Eissporthalle auf insgesamt 5120 Quadratmetern eine öffentliche, weitestgehend brach liegende Fläche mit Nutzpflanzen aufgewertet und eine Streuobst- und Blumenwiese angelegt. Mit der sogenannten Hybridfläche lässt die Stadt Viernheim öffentlichen Grünflächen eine neue Funktion zukommen und holt so die Natur in die Stadt zurück. Gleichzeitig haben die Bürger die Möglichkeit, ihre Stadt „zu ernten“, denn neben dem alten Obstbaumbestand wurden weitere elf Obstbäume mit verschiedenen Apfel- und Birnensorten gepflanzt, an denen das gesunde Nahrungsmittel bei entsprechender Reife kostenlos gepflückt werden darf. Alle Obstbäume sind mit einem Hinweisschild und den wichtigsten Informationen zu der jeweiligen Obstsorte versehen.

„Wir möchten den Menschen die Natur wieder näherbringen und vor allem Kinder sollen lernen, dass der Apfel nicht nur im Supermarkt im Regal liegt, sondern seinen Ursprung ganz woanders hat“, erklärt Erster Stadtrat Jörg Scheidel. Die neu gestaltete Wiese, bei der die beiden Konzepte „Viernheim summt“ und „Essbare Stadt“ zusammengeführt wurden, soll den Bürgerinnen und Bürgern Anregungen für den eigenen Garten geben und sie dazu motivieren, sich für den Lebensraum in der eigenen Stadt einzusetzen.

Die Fläche wurde mit einem natürlichen Rindenmulchweg in einer organischen Form ausgebildet. Zusätzlich wurden Bänke aufgestellt, um dieses kleine Stück Natur in der Stadt zu genießen. Imker werden in einem geschützten Raum hierzu noch drei bis vier Bienenstöcke aufstellen. Dieser Bereich wird umzäunt, die Bürger werden jedoch durch kleine Fenster das Treiben der Bienen geschützt beobachten können.

„Wir geben hier zahlreichen Insekten ein Zuhause und möchten damit einen kleinen Beitrag gegen das Insektensterben leisten“, erklärt Patrik Reimers-Bug vom Amt für Stadtentwicklung und Umweltplanung, der dort auch für den Bereich Landschaftsplanung und Ökologie zuständig ist. Denn bereits jetzt berichten zahlreiche Wissenschaftler von einem Rückgang der Insekten um 75 Prozent. Dabei sind Insekten wesentlich für das Gleichgewicht der Ökosysteme verantwortlich.

Parallel zur Hybridwiese „Weinheimer Ohr“ ist am Spitalplatz ebenfalls eine Obstfläche mit rund 120 Quadratmetern angelegt, auf der neben Kräutern und verschiedenen Beeren auch noch Stein- und Kernobst (Apfel, Birne, Pflaume, Sauerkirsche) zu finden sind. Auch hier wird es Sitzmöbel geben, von denen aus man die Anlage, nachdem der gesamte Umbau des Platzes abgeschlossen ist, genießen kann.

„Grüne Stadtführung“ zur BUGA 23

Nachpflanzungen von Bäumen und Sträuchern, Vorgartensatzung zur Vermeidung von Schottergärten inklusive Mustergärten, Entsiegelung von Flächen und Schaffung von Sickermulden zur Gewinnung von Regenwasser, Aufstellen von Vogelbrut- und Fledermauskästen im Stadtgebiet, Blühwiesen im Rahmen von „Viernheim summt“, eingetopfte Weihnachtsbäume in der Innenstadt. Mehrere Maßnahmen hat die Stadt Viernheim im Rahmen einer ökologischen Stadtentwicklung bereits angestoßen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Mit ein Grund, warum die Brundtlandstadt auch erste offizielle Partnerkommune der Bundesgartenschau (BUGA 23) in Mannheim ist.

„Mit dem Projekt „Essbare Stadt“ greifen wir parallel die Leitthemen der BUGA 23 auf, denn Klimawandel, Umweltschutz, Stadtentwicklung und der Anbau von Nahrungsmittel haben auch bei uns hohe Priorität“, so Scheidel. Daher wird es auch anlässlich der Bundesgartenschau im April 2023 eine „Grüne Stadtführung“ in Viernheim geben: Eine Stadtkarte mit ausgewiesenen Punkten zu den einzelnen ökologischen Projekten, die von Interessierten angelaufen und besichtigt werden können. „Gemeinsam können wir so die Bevölkerung in Viernheim und auf der BUGA 23 in Mannheim thematisch abholen und nachhaltige Themen erlebbarer machen,“ freut sich der Dezernent.