Viele junge, talentierte Musikerinnen und Musiker aus der Umgebung geben neben ihren künstlerischen Tätigkeiten ihr Wissen und Können auch als Lehrkräfte an der städtischen Musikschule weiter und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur musikalisch-kulturellen Vielfalt in der Region. So auch die deutsch-brasilianische Jazzsängerin Juliana Blumenschein, die seit 2015 Pop & Jazz-Gesang an der Städtischen Musikschule in Viernheim unterrichtet und nun am 16. Juli ihr erstes Debütalbum veröffentlicht.
„Wir freuen uns natürlich sehr mit Juliana Blumenschein, die nun ein musikalisch beeindruckendes und sehr gelungenes Solo-Album präsentiert“, so der Leiter der städtischen Musikschule Rúnar Emilsson mit gewissem Stolz. Neben ihrer pädagogischen Tätigkeit an der Musikschule habe Juliana Blumenschein eine bemerkenswerte künstlerische Leistung mit diesem Album bewiesen. Emilsson: „Die vergangenen Monate waren gerade für Musikerinnen und Musiker keine einfache Zeit. Dieses Album gibt uns ein Gefühl von Hoffnung und wir sehen ein Licht am Ende des Tunnels.“ Beim Hören der Lieder sei sofort zu spüren, dass Juliana ihr Herz und ihre Seele in dieses Album gesteckt hat, schwärmt der Musikschulleiter.
Die Geschichte der Sängerin und Songwriterin Juliana Blumenschein zeigt: Identität an so etwas wie Heimat zu knüpfen, ist fragil. Es ist klar, wo die Deutschbrasilianerin sich zu Hause fühlt: in der Musik. Als Tochter klassischer Pianisten lernte sie früh Klavier und Geige spielen, gewann Preise beim Musikwettbewerb “Jugend musiziert“, wenn sie nicht gerade auf dem Konzert eines ihrer zwei Geschwister war, die allesamt Violinisten sind. Als sie neun Jahre alt war, kam dann das gewissermaßen göttliche Erweckungserlebnis und sie sah den Film „Sister Act 2“ im Fernsehen, durch den ihre Liebe zu R’n’B, Soul und Jazz entdeckte. So entschied sie sich nach der Schule für ein Jazz-Gesangstudium an der Musikhochschule Mannheim bei Professorin Ann Malcolm.
Doch die Uni begann mit einem Schicksalsschlag: Ihre Mutter erkrankt an Krebs und stirbt vier Jahre später. „Es hat meine gesamte Studienzeit geprägt. Meine Mutter war immer stark, fast stoisch, aber ich hatte das Gefühl, sie wollte uns nicht zeigen, wie sehr sie leidet.” Von diesen Erfahrungen bewegt, entdeckt Blumenschein das Songwriting für sich. Entstanden ist daraus ihr Debütalbum „A Vida” – eine Ode an das Leben. In den neun Liedern zeigt Blumenschein, dass Leichtigkeit und Tiefe nicht nur oft beieinander liegen, sondern öfter sogar zusammenfallen. „Ich wollte über die Höhen und Tiefen im Leben erzählen. Wie trotz der Dunkelheit immer wieder ein Lichtblick auftaucht”, sagt sie.
Ihre Texte verknüpfen Leichtigkeit und Tiefe, ihr Sound ist eine Fusion aus brasilianischen Rhythmen und Jazz, kombiniert mit Soul, Pop und Klassik, mal auf Portugiesisch, mal auf Englisch. Es „flockt“ so federleicht, dass man den Songs anhört, dass sie im Flow der zahlreichen Konzerte entstanden sind, die Blumenschein mit ihrem Quintett Florin Küppers (Gitarre), Jan Dittmann (Bass), Jonas Esser (Schlagzeug) und der mittlerweile in Barcelona lebende brasilianische Saxophonist und Flötist Joander Cruz seit 2018 gespielt hat und mit dem sie jetzt ihr Debütalbum aufnahm.
Für die Veröffentlichung ihres Albums hatte sie Ende Mai eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, um einerseits die Ausfälle der Pandemie auszugleichen und andererseits ihren Fans und ihrer Community die Möglichkeit zu geben, das Album vorzubestellen und somit ihr Projekt zu unterstützen.
„A Vida“ zeugt von der Stärke der jungen Sängerin und Komponistin, nämlich der Offenheit für Vielfalt. „In Brasilien sind alle Menschen ein Mix verschiedener Kulturen, da zählt die genaue Herkunft nicht. All diese Einflüsse sind gleichwertig und alle fließen in die Musik. Ich liebe das!”, sagt sie und strahlt. Diese Botschaft hört man auch ihrer Musik an – ein bemerkenswertes Debüt.
Weitere Informationen gibt es auch auf www.musikschule-viernheim.de.
