Verlegung 2017
Rathausstraße 28
Rathausstraße 34
Das Ehepaar Rosa und Emil Fischer betrieb ein Schuhgeschäft.
Emil Fischer inhaftierten die Nazis nach der Pogromnacht 1938 zeitweise in Dachau. Das Ehepaar zog noch im selben Jahr in das Elternhaus von Rosa Fischer in der Blauehutstraße 24. Von hier verschleppten die Nazis beide am 18. März 1942 über Mainz und Darmstadt ins polnische Ghetto Piaski. Ihre Spur verliert sich dort.
Von rund 1.000 hessischen Juden, die Mitte März 1942 nach Ostpolen deportiert wurden, überlebt niemand.
Die Vorfahren von David Sternheimer sind in Viernheim seit 1640 belegt. David Sternheimer betrieb hier eine Eisenwarenhandlung und verstarb 1934 mit 72 Jahren. Die Rassenpolitik der Nazis sorgte dafür, dass die weitere Familie über den halben Erdball verstreut wurde.
Sohn Moritz wanderte 1935 nach Argentinien aus. 1937 folgten ihm sein jüngerer Bruder Hermann und dessen Frau Frieda nach Buenos Aires. Der älteste Sohn Hugo blieb mit Ehefrau Else bei der Mutter Henriette.
Im September 1942 wurde die Mutter über Darmstadt nach Theresienstadt deportiert und im Mai 1944 in Auschwitz ermordet. Hugo verschleppten die Nazis zur gleichen Zeit ins Ghetto Piaski, wo sich seine Spur 1942 verliert. Seine Frau Else überlebte die Nazizeit dank Helfern im Odenwald in verschiedenen Verstecken.
1942 wiesen die Behörden die 73-jährige Witwe Rosa Holzmann in das Altersheim Eschollbrücker Straße 4½ in Darmstadt ein.
Diese ehemalige Privatklinik Dr. Max Rosenthal diente ab 1939 als jüdisches Altersheim.
Zugleich war das Altersheim bis zu seiner Auflösung 1943 auch Durchgangsstation für ältere Menschen in die KZs im Osten, zumeist nach Theresienstadt. Auch Rosa Holzmann wurde am 27. September 1942 mit der Eisenbahn nach Theresienstadt deportiert.
Sie verstarb dort an mangelnder Hygiene und dem unzureichenden, mangelhaften Essen.
Wasserstraße 20
Rathausstraße 29
Rathausstraße 31
Wiesenstraße 4
An der Stelle des alten Rathauses erinnert ein Stolperstein an Elisabeth Helbig. Als Waise stand sie zeitweise unter der Vormundschaft eines Rathausangestellten. Seit dem 18. Lebensjahr lebte sie wegen epileptischer Anfälle in verschiedenen Heilanstalten, u.a. in Heppenheim, Goddelau und Nieder-Ramstadt. In der Anstalt in Hadamar wurde sie im Rahmen der Aktion T 4 (Euthanasie) am 20. März 1941 ermordet.
Am 13. Mai desselben Jahres erlitt Franz Grammig das gleiche Schicksal. Grammig kam aus dem Ersten Weltkrieg zurück, und seinem Umfeld fiel auf, dass er „stark verändert“ und „sehr still“ geworden war. Danach schlug sich Grammig als Maurer durch. 1927 folgte eine schwere Lungenkrankheit. Hinzu kamen psychische Leiden, die 1931 zu seiner Einweisung in die Heilanstalt Heppenheim führten. 1941 wurde er in Hadamar im Rahmen der Aktion T4 ermordet.
Im April 1933 kam Nikolaus Haas wegen Desorientierung und Verwirrung in die Heilanstalt Heppenheim. Das Krankheitsbild verschlimmerte sich. Haas teilte vom Transport nach Hadamar bis zum Todeszeitpunkt das Schicksal mit Franz Grammig.
Die eigens in den Tötungsanstalten eingerichteten Sonderstandesämter fälschten jedoch Todesdaten auf ein späteres Datum, um bei den Krankenkassen die Geldbeträge für Unterbringung und Verpflegung abkassieren zu können. Bei Nikolaus Haas betrug diese Differenz 17 Tage. Mit den unterschiedlichen Sterbedaten wollte man auch die Spuren der staatlich organisierten Tötungsaktion verwischen. Als Todesursache gaben die meisten Totenscheine lapidar „Kreislaufschwäche“, „Lungenentzündung“ oder „plötzliches Herzversagen“ an.
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