Ukraine-Krieg: Städtepartnerschaften leben vom Zusammenhalt

Hilfstransport aus Franconville auf dem Weg nach Polen

Dass eine Städtepartnerschaft auf mehreren Fundamenten beruht und gerade in schwierigen Zeiten Zusammenhalt schafft, zeigt sich nun im Rahmen der langjährigen deutsch-französischen Städtepartnerschaft zwischen Franconville und Viernheim. Denn am Montag früh (30. Mai) begab sich eine 10-köpfige Delegation aus Franconville, angeführt von Bürgermeister Xavier Melki, mit einem Minibus und Lastwagen inklusive Hilfsgüter auf den Weg nach Polen. Ziel ist Viernheims polnische Partnerstadt Mława, die seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs stark vom Flüchtlingsstrom betroffen ist und unterstützt werden soll.

Unterwegs legte die französische Delegation einen Zwischenstopp in Viernheim ein, wo sie im Central-Hotel von Bürgermeister Matthias Baaß, Erstem Stadtrat Jörg Scheidel und Kultur- und Sportamtsleiter Stephan Schneider begrüßt wurden und sich bei einem gemeinsamen Mittagessen für die Weiterfahrt stärken konnten. Gleichzeitig war es das erste persönliche Treffen beider Städte seit Beginn der Corona-Pandemie.

„Der Anlass ist schrecklich, doch es ist toll, was alles innerhalb einer Städtepartnerschaft möglich ist“, beschreibt Bürgermeister Baaß den Umstand des Zusammenkommens. Vor allem, wenn man bedenke, dass zwischen Franconville und Mława keine städtepartnerschaftliche Verbindung besteht und sich die beiden Bürgermeister Xavier Melki und Sławomir Kowalewski erst vor kurzem kennenlernten. Doch der Wunsch, Bürgern der Ukraine zu helfen, entstand in Franconville direkt nach Kriegsausbruch. „In Franconville existiert eine große Hilfsbereitschaft, daher haben auch wir uns gefragt: Wie können wir den geflüchteten Menschen helfen?“, erklärt Melki. Da sich die Menschen nach ihrer Flucht eher in der Nähe ihres Heimatlandes aufhielten, bot die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine daher keine Unterstützungsform.

Über seinen Amtskollegen Baaß erfuhr Melki von der Spendenaktion der Stadt Viernheim für ihre polnische Partnerstadt Mława, die als direktes Nachbarland zur Ukraine seit dem Krieg mehrere Tausend schutzsuchende Kriegsflüchtlinge aufgenommen hat. Danach fand ein Videogespräch der drei Bürgermeister statt, in dem die Situation beschrieben und Hilfsmöglichkeiten erörtert wurden. Im Anschluss lief der Kontakt direkt über die zuständigen Mitarbeitenden aus Franconville und Mława. „Wir haben eine Liste mit den notwendigen Hilfsgütern erhalten, die für die Versorgung der Geflüchteten vor Ort benötigt werden“, berichtet Melki. Kinder und Erwachsene aus Franconville halfen im Anschluss, die Pakete mit den Hilfsgütern zusammenzustellen. Insgesamt 19 Tonnen Sachspenden rollen nun auf direktem Weg per Lastwagen nach Mława. „Ich bin mir sicher, dass unser Kollege Kowalewski sehr glücklich ist, solche Freunde in Europa zu haben“, zeigt sich Baaß dankbar über die Hilfsaktion, die zustande kam, da es eine Städtepartnerschaft zwischen Franconville und Viernheim gibt.

Während der LKW die Fahrt nach Polen ohne Unterbrechung vornimmt, hat die Delegation nach dem Zwischenstopp in Viernheim eine Übernachtung in Berlin-Schönefeld eingeplant. „Am Dienstag zur Mittagszeit wollen wir in Mława sein“, so der französische Bürgermeister. Nach einer kurzen Begrüßung und Besichtigung im Rathaus geht es auf direktem Weg zum Hilfszentrum für ukrainische Geflüchtete, um die Hilfsgüter zu entladen. Neben einer Stadtbesichtigung, Schulbesuchen und Gesprächen mit städtischen Vertretern ist auch ein Austausch mit ukrainischen Geflüchteten geplant, die eigens für dieses Treffen ein Essen vorbereiten, ehe die Delegation am Mittwochnachmittag die Rückreise antritt.

Neben Bürgermeister Xavier Melki zählen zur Delegation Claire Le Berre, stellvertretende Bürgermeisterin (zuständig für Schulangelegenheiten und -verpflegung), Nadine Sense, stellvertretende Bürgermeisterin (zuständig für Grünflächen und nachhaltige Entwicklung), Jeanne Charrieres-Guigno, stellvertretende Bürgermeisterin (zuständig für soziale Angelegenheiten), Stadträtin Florence Decourty, Stadträtin Ginette Fifi-Loyale (zuständig für das Volksfest), Stadtrat Franck Gaillard (zuständig für Digitales), Kabinettsdirektorin Marie Naivin, Didier Chadunet (Direktor für Sportanlagen) sowie Delphine Teriifaatau als Verantwortliche für Kultur, Veranstaltungen und Städtepartnerschaften.

Doch bevor die französische Delegation die Weiterfahrt in der Brundtlandstadt antrat, wurden alle von Seiten der Stadt Viernheim noch mit Lunchpaketen ausgestattet. „Für die Tankfüllung sorgt die Firma Winkler, die das Benzin für den Minibus spendet“, so Erster Stadtrat Scheidel, der die Delegation im Anschluss zum Tankstopp begleitete.