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Sprache und Bildung

Sprache und gelingende Bildungsbiografien sind Voraussetzung für Integration und Teilhabe. Ziel dieses Handlungsfelds ist daher, durchgängige Sprachförderung von der Kindertagesstätte bis zur Erwachsenenbildung zu gewährleisten sowie erfolgreiche Bildungsgrafien möglich zu machen.

Es gilt, die Herausforderungen zu betrachten, die mit Diversität in den Bildungsbereichen einhergehen, um eine vielfältige und integrative Bildungspraxis in Viernheim zu gestalten. Dabei geht es vor allem um die Bereitstellung einer nachhaltigen Infrastruktur aus vielfältigen Bildungs- und Vernetzungsangeboten, die u. a. Kindergärten und Schulen, Weiterbildungszentren und Anbieter*innen von Sprachkursen aktiv mitgestalten.

Ein zentraler Bezugspunkt ist die Sicherstellung bestmöglicher Übergänge in der Bildungskette von Kindergärten bis hin zum Berufsleben. Sprache ist ein wichtiger Baustein in der Integration und ihre Förderung unmittelbar mit den kommunalen Strukturen der Bildungs- und Betreuungseinrichtungen verwoben. Dies liegt vor allem daran, dass Sprache für alle Dimensionen der Integration relevant ist. So wird Sprache zu einer elementaren Ressource hinsichtlich des Zugangs zu Bildungssystem und Arbeitsmarkt und bedingt gleichermaßen das Entstehen von sozialen Kontakten wie die Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe.

Daher ist der Abbau möglicher sprachlicher Barrieren ein wichtiger Schritt, um Missverständnissen, Informationsdefiziten und sozialer Segregation innerhalb der Gesellschaft vorzubeugen. Gleichzeitig kann durch gezielte Sprachförderung Eltern und Kindern die Eingewöhnung in neue Umfelder maßgeblich erleichtert werden.

Dies kann durch eine Anerkennungskultur von Mehrsprachigkeit getragen werden und ist daher direkt mit einer interkulturellen Öffnung von Gemeinwesen und Stadtverwaltung verbunden. Die heterogenen Voraussetzungen für den Zweitspracherwerb bei Zugewanderten erfordern passgenaue Sprachfördermaßnahmen für Menschen unterschiedlichen Alters, mit verschiedenen Bildungsbiografien und familiären Kontexten.

Teil dieses Handlungsfeldes ist daher die Auseinandersetzung mit Differenzen zwischen Förderbedarfen und bestehendem Angebot. Ein Baustein liegt darin, selbige zu minimieren und die Angebote zielgruppenorientiert und bedarfsgerecht auszurichten. Eine Erfassung der bereits vorhandenen Angebote kann die Identifikation bestehender Lücken und damit verbundener Bedarfe ermöglichen.

Um einen Überblick über die vorhandenen Fort- und Weiterbildungsstrukturen zu schaffen und die Projektorganisation zu systematisieren, ist Kooperationsbereitschaft sowie ein Bemühen um Transparenz von Seiten aller Akteur*innen notwendig. In dem Themenworkshop in diesem Handlungsfeld stand in erster Linie sprachliche Bildung mit Blick auf die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen im Fokus.

Nachträglich wurden durch Handlungsverantwortliche einige Aspekte ergänzt, insbesondere zu den Bedarfen Erwachsener.

Ziele und Aufgaben:

Sprachförderung der Kinder und frühe Bildung bis zum 10. Lebensjahr

  • Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund sind mindestens drei Jahre in einer Kindertageseinrichtung (aktive Bildungspartnerschaft mit den Eltern).
  • Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund verfügen über ausreichende deutsche Sprachkenntnisse, die ihnen einen chancengleichen Schulstart ermöglichen.

Die Wahrnehmung von Diversität und die Ausrichtung der Angebote in Kindertagesstätten und Schulen nach der Vielfalt der Kinder und Jugendlichen ist die vordringliche Aufgabe dieses Handlungsfeldes. Die Heterogenität der Kinder und Jugendlichen stellt vielleicht die größte, stetig wachsende Herausforderung im Bildungsbereich dar, der es gilt, mit einer gut ausgebauten Infrastruktur aus Angeboten zu sprachlicher Bildung und Sprachförderung zu begegnen.

Für den Bereich der Sprachförderung der Kinder und Jugendlichen ist es wichtig, sowohl die Sprachfähigkeit in Deutsch als auch die Erstsprachen/Familiensprachen zu fördern und hierfür entsprechende Angebote zu auszubauen bzw. zu entwickeln. Zentral ist dabei, die Sprachförderung in die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen zu integrieren und die Akteur*innen der Förderung, d. h. die Bildungsbegleiter*innen, miteinander zu vernetzen.

Sprachförderung der Erwachsenen

  • Neuzugewanderte Menschen erhalten zeitnah nach ihrer Einreise einen ihrem Sprachstand und ihren Familienverhältnissen angepassten Sprachkurs. Es gibt sehr differenzierte Kurse, die die Lernerfahrungen, Vorbildungen, den Sprachstand in Deutsch und ihre Lebensverhältnisse umfassend berücksichtigen.
  • Die Sprachkurse werden mit wichtigen Lebensbereichen der Teilnehmer*innen wie Arbeit, Familie und Soziales verbunden.

Die Steuerung der Sprachförderung für die Zielgruppe Erwachsener bedeutet, dass zeitnah für jede neuzugewanderte Person in Viernheim ein passender Sprachkurs gefunden wird, d. h. es werden auch Sprachkurse für Menschen angeboten, die keinen gesicherten Aufenthaltsstatus haben. Hier findet eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteur*innen in Viernheim statt, um ggf. passende Kurse zu etablieren. Neben der Entwicklung eines passgenaueren Angebotes muss auch die Entwicklung von Nachhaltigkeitsprozessen miteingeplant werden.

Daher liegt ein Ziel darin, die Sprachkurse mit wichtigen Lebensbereichen der Teilnehmer*innen zu verknüpfen, wie z. B. mit dem Arbeitsmarkt oder Elternkurse mit den Bildungseinrichtungen ihrer Kinder. Durch die Förderung der Sprachfähigkeit der Menschen, die neu nach Viernheim ziehen, soll die aktive Partizipation dieser Menschen in Viernheim ermöglicht werden.

Relevante Akteur*innen:

Im Hinblick auf die Zielgruppe Jugendliche und Erwachsene:
Träger*innen von Sprachkursen| Neue Wege und Jobcenter | Förderband | Migrationsberatungsstellen/Jugendmigrationsdienst sowie Anerkennungsstellen für Schulabschlüsse der Bundesländer und für Berufsabschlüsse der jeweils zuständige Bundesverband bzw. die Kammervertretung.

Im Hinblick auf die Zielgruppe Kinder:
Schulen und Schulamt (Aufnahme- und Beratungszentrum) | Jugendamt | Familienbildungswerk | Sozialamt für Kindertagesstätten | Leitung des Leseförderzentrums | Leitung des Familienprogrammes | Beratungsstelle für Familien und Kinder sowie die Träger der Kindertagesstätten.

Verein Lernmobil
Dr. Brigitta Eckert