Jugendförderung
"Bevor ein Kind mit dem Alphabet und anderem Wissen von der Welt befasst wird, sollte es lernen, was die Seele ist, was Wahrheit und Liebe sind, welche Kräfte in der Seele schlummern. Wesentlicher Teil der Bildung müsste sein, dass das Kind unterwiesen wird, wie man im Lebenskampf Hass durch Liebe, Unwahrheit durch Wahrheit, Gewalt durch eigenes Leiden besiegt. "
Mahatma Ghandi
Kommunale Bildungsplanung
Bildungsplanung in Viernheim basiert auf der langjährigen Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schulen und der Notwendigkeit, das gemeinsame Handeln aller Bildungsakteure weiter zu entwickeln.
Um Bildung für alle und in allen Lebensphasen zu fördern, müssen Bildungsangebote und -akteure zusammengedacht und in einer kommunalen Bildungslandschaft miteinander verknüpft werden.
Schulentwicklungsplanung
Im Rahmen der beteiligungsorientierten Bildungsplanung der Stadt Viernheim wurden Eckpunkte der Schulentwicklung im Primarbereich formuliert, die als Grundlage zur Entwicklung von Handlungsideen zur Umsetzung im Schulentwicklungsplan des Kreises Bergstraße dienten.
Fachstelle für das „Viernheimer Modell“
Die Jugendförderung in Viernheim arbeitet dezentral in vier Viernheimer Stadtteilen, um dort, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten, Kontakte aufzubauen, Initiativen zu fördern und Betreuung sicherzustellen.
In allen Stadtteilen hat sich eine direkte Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen und eine bedarfsgerechte Kooperation mit den Grundschulen entwickelt.
Das „Viernheimer Modell“ hat im Landesprogramm „Ganztagsangebot nach Maß“ Modellcharakter.
An allen Schulen sind vom hessischen Kultusministerium geförderte Ganztagsangebote installiert. Die Stadt Viernheim ist Träger des Ganztagsprogramm. Die Mitarbeiter*innen der städtischen Jugendförderung sind ein integrierter Bestandteil eines umfassenden Bildungssystems.
Sie sind im Stadtteilbüro West an der Friedrich-Fröbel-Schule (Haupt- und Realschule/UNESCO-Schule), im Stadtteilbüro Ost an der Alexander-von-Humboldt-Schule (kooperative Gesamtschule/Europaschule) und im Stadtteilbüro Mitte in der Albert-Schweitzer-Schule (Förderschule/Schwerpunkt Lernen) verortet. Ein Zusammenwirken von schulischer und außerschulischer Bildung an gemeinsamen Bildungsorten ist dadurch möglich.
Pakt für den Nachmittag
Alle vier Viernheimer Grundschulen sind im Ganztagsprogramm „Pakt für den Nachmittag“ des Hessischen Kultusministerium aufgenommen. Die Stadt Viernheim ist auch Träger dieser Maßnahme, die Vereine Lernmobil e. V. und der Verein für Grundschülerbetreuung e. V. setzen das pädagogische Konzept um.
Die Jugendförderung arbeitet in den jeweiligen Steuerungsgruppen mit und organisiert regelmäßige Planungstreffen mit den außerschulischen Bildungsträgern und allen Schulen, denn Kooperation und Vernetzung im Sinne eines Gesamtsystems von Erziehung, Bildung und Betreuung ist grundlegendes Prinzip in Viernheim.
Die Verankerung der Leseförderung als kommunale Aufgabe ist strukturell nicht vorgesehen. Die deutsche Bildungslandschaft ist von ihrer Architektur klar gegliedert: So sind die Länder mit dem dazugehörigen Kultusministerium klar für das Lehrpersonal verantwortlich und die Lehrpläne und die Kreise für die sächliche Ausstattung.
Jedoch schon seit einigen Jahren hat sich dieser festgeschriebene Weg geöffnet und hat den Begriff einer kommunalen Bildungslandschaft geprägt. Hauptmerkmale der kommunalen Bildungslandschaft sind zum einen ein ganzheitliches Bildungsverständnis, das die gesamte Bildungsbiografie einschließlich sozialer, kultureller und sportlicher Bildung einbezieht. Zum anderen sind Kooperation und Vernetzung im Sinne eines Gesamtsystems von Erziehung, Bildung und Betreuung grundlegende Prinzipien.
In der Münchner Erklärung des Deutschen Städtetages 2012 erklären die Städte und Kommunen ihr bildungspolitisches Engagement. Dabei spielt die kommunale Mitverantwortung für mehr Bildungsgerechtigkeit, Teilhabe und Qualität ebenso eine zentrale Rolle wie die gestiegene Bedeutung der Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Viernheim kann mit dem Viernheimer Modell im Kontext ganztägiger Betreuung langjährige Erfahrungen aufweisen und hat schon in vielen Handlungsfeldern gezeigt, dass es sich als kommunale Bildungslandschaft versteht. So wurde mit Einführung der Vorlaufklassen in Hessen ein aufeinander abgestimmtes Sprachförderkonzept in Viernheim eingeführt: Deutsch für den Schulstart für beide Bildungseinrichtungen. Die Entscheidung der Kommune ein Sprachförderangebot für alle Kinder und Jugendlichen in den Intensivklassen anzubieten, ist in diesem Kontext verordnet. Lernerfolge in der Schule und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hängen maßgeblich davon ab, wie gut man die deutsche Sprache spricht.
Deshalb gilt es aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und Kindern und Jugendlichen eine Sprachförderung zu ermöglichen unmittelbar, wenn sie in dieses Land kommen. So sollen den jungen Menschen kommunikative Fähigkeiten ermöglicht werden, die eine gesellschaftliche Teilhabe und damit eine erfolgreiche Integration ermöglichen.
Sprachförderprogramm in Viernheim
Ein Kooperationsprojekt der Stadt Viernheim und dem Verein Lernmobil e.V.
Seit dem Schuljahr 2015/2016 besteht für alle SchülerInnen der Viernheimer Schulen, die eine Intensivklasse besuchen oder aus dieser bereits in die Regelklasse übergetreten sind, die Möglichkeit an einem Sprachförderprogramm teilzunehmen. Neben der Leseförderung hat das Angebot die Aufgabe, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu eröffnen, am Regelangebot am Nachmittag in den Schulen teilzunehmen, sei es das Sportangebot, die Koch AG etc. So verbindet man strukturelle Sprachförderung mit alltagsintegrierter Sprachförderung. Zugleich eröffnet die Teilnahme am Regelangebot den Kindern aus den Intensivklassen die Möglichkeit, weiteren Kindern zu begegnen und verhindert eine Segregation an der Schule.
Des Weiteren umfasst das Sprachförderprogramm auch einen sozialpädagogischen Teil. Im Rahmen des Sprachförderprogramms sind pädagogische MitarbeiterInnen tätig, die die Kinder und Jugendlichen am Nachmittag begleiten und auch zum Schulalltag zusätzliche Angebote anbieten. So erfahren die Kinder am Nachmittag feste Bezugspersonen, die AnsprechpartnerInnen, ZuhörerInnen etc. sind.
Einige der Kinder sind sicherlich traumatisiert, ohne, dass wir dies genau wissen. Über die Leseförderkräfte und die Mitarbeiterinnen für die sozialpädagogische Gestaltung kann man ein differenziertes Bild von den Kindern bekommen und Hilfsangebote passgenau möglichst gestalten.
Für alle Kinder aus den Intensivklassen an den Grundschulen gibt es ein Sprachförderangebot im Hort am T.i.B.. Hier gab und gibt es die Möglichkeit zu wählen zwischen einem Halbtagsplatz im Hort mit integrierter Sprachförderung und einer externen Sprachförderung. Die SchülerInnen sind in der Sprachförderung in kleine Gruppen aufgeteilt zwischen 6-8 SchülerInnen. Die Kinder wurden getestet, bzgl. ihrer Lesefähigkeit, damit die Gruppen möglichst homogen zusammengesetzt werden konnten. Des Weiteren sind sie in den Projekten des Hortes wie Theater, Kunst, Sport integriert. In diesen Projekten findet eine alltagsintegrierte Sprachförderung statt.
Die Leseförderung ist auch an der Schillerschule aktiv und ab dem Schuljahr 25/26 auch an der Goetheschule. An der Alexander- von Humboldt- Schule und an der Fröbelschule werden alle Jugendlichen der Intensivklassen gefördert.
Die Schüler der weiterführenden Schulen wurden ebenfalls nach Leistungsniveau, auch Jahrgangs übergreifend eingruppiert. Neben den Regelangeboten gibt es auch ein zusätzliches sozialpädagogisches Angebot für die Kinder und Jugendlichen aus den Lesefördergruppen. Das Leseförderprogramm ist im Stundenplan integriert. Die externen Leseförderkräfte haben in der Mehrzahl Deutsch als Fremdsprache studiert.
Das Sprachförderprogramm ein Programm der Leseförderung
Einführung in die Literalität
Die Fähigkeit zu lesen ist eine Schlüsselkompetenz, denn sie stellt sinnbildlich den Schlüssel zu bedeutenden Lebensbereichen dar: Für das selbsttätige Zurechtfinden im Alltag, eine erfolgreiche Bildungs- und Berufsbiografie sowie die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist Lesen- Können unerlässlich. Das Lesen-Können öffnet auch im schulischen Leben die Tür für viele Bereiche des Lernens, sei es das Verstehen einer Textaufgabe im Mathematikunterricht oder die Texte in anderen Sachfächern. Lesen ist also in vielen Bereichen eine wichtige Grundlage für das schulische Lernen.
In diesem Förderkonzept ist die Leseförderung als ein Baustein im Kontext von Sprachförderung zu sehen und umfasst folgende Förderbereiche:
- Förderung der phonologischen Bewusstheit.
- Förderung basaler Lesefähigkeiten.
- Vermittlung von Lesestrategien.
- Dialogisches Lesen, verbunden mit systematischem Wortschatzerwerb mit Bildern, Bücher nach der Wahl der Kinder, regt die Sprachmodellierung an.
- Üben von sinnentnehmendem Lesen.
- Wortschatzarbeit und Wortschatzerweiterung.
- Lesemotivation, auch durch den Einsatz von e-learning Programmen.
Die Themen, an denen sich die Leseförderung orientiert, stammen aus dem Umfeld der SchülerInnen sowie den Inhalten und Wortfeldern aus den Sachfächern. Als Orientierung dienen bei der Förderung in den weiterführenden Schulen die Inhalte des Lehrplans. Die Lesefähigkeit ist auch die Voraussetzung für die Teilnahme am Alltagsleben.
Frau Sabine Ruth
Amt für Kultur, Bildung und Soziales
Abteilung Jugendförderung
Abteilungsleitung
Abteilung Jugendförderung
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