Amt für Soziales und Standesamt: 2.000 Euro kostet ein Krippenplatz - Stadt Viernheim legt Gremien Kostenübersicht zur Bereitstellung von Betreuungsplätzen vor - Elternbeiträge decken nur einen kleinen Teil

Kinderbetreuung kostet – und zwar mehr, als viele denken. Bürgermeister Matthias Baaß hat jetzt gemeinsam mit Sozialamtsleiter Rudolf Haas dem Magistrat eine detaillierte Kostenübersicht zur Betreuung von Kindern bis zum Grundschulalter vorgelegt. Sie zeigt deutlich: Die tatsächlichen monatlichen Kosten pro Platz in einer Krippe oder Kita übersteigen die Elternbeiträge bei weitem. Den Löwenanteil trägt die Stadt Viernheim und somit die Allgemeinheit.

„Viele gehen davon aus, dass Elternbeiträge die Betreuungskosten zu einem Großteil decken. Doch das Gegenteil ist der Fall“, stellt Bürgermeister Matthias Baaß klar. „Diese Übersicht soll aufzeigen, welchen enormen finanziellen Beitrag die Stadt Viernheim jedes Jahr leistet, um ein qualitativ hochwertiges und flächendeckendes Angebot sicherzustellen.“

So liegt der durchschnittliche monatliche Gesamtaufwand für einen Krippenplatz derzeit bei 1.934 Euro. Davon übernehmen die Eltern im Schnitt nur rund 193 Euro, also etwa zehn Prozent. Den mit Abstand größten Anteil von 60 Prozent – das sind über 1.160 Euro pro Platz und Monat – trägt die Stadt Viernheim. Weitere Anteile übernehmen das Land Hessen (27 %) sowie der Kreis Bergstraße im Falle einer Betreuung von Integrationskindern (3 %).

Im Bereich der Kindertagesstätten für Kinder über drei Jahre betragen die monatlichen Gesamtkosten pro Platz im Durchschnitt 847 Euro. Die Eltern steuern hier durchschnittlich betrachtet nur 3 Prozent bei. Der Großteil wird durch öffentliche Mittel gedeckt: Die Stadt Viernheim übernimmt knapp 400 Euro, das Land Hessen etwa 320 Euro und der Rest wird von Kreis und konfessionellen Trägern getragen. Grund für den geringen Kostenbeitrag ist die Freistellung durch das Land Hessen für die ersten sechs Betreuungsstunden, die damit für die Eltern kostenlos sind. Für längere Betreuungszeiten entstehen moderate monatliche Elternbeiträge zwischen 36 Euro (für 7,5 Stunden Betreuungszeit pro Tag) und 96 Euro (10 Stunden). 
 
„Für einen Krippenplatz zahlt die Stadt im Schnitt mehr als 1.100 Euro monatlich – pro Kind“, betont Rudolf Haas, Leiter des Amts für Soziales und Standesamt. „Bei den Kitas liegt der städtische Anteil immerhin bei rund 400 Euro pro Platz und Monat. Diese Beträge summieren sich jährlich auf zweistellige Millionenbeträge – Tendenz steigend.“

Massive Kostensteigerung in den letzten Jahren
Aktuell bestehen in Viernheim 17 Kindertageseinrichtungen – die 18. im Vogelpark ist bereits in Vorbereitung. Zudem werden aktuell die Einrichtung St. Michael mit dem Pfarrer-Volk-Haus und die Einrichtung Kapellenberg erweitert. Allein seit 2015 haben sich die laufenden Kosten für Betrieb und Personal nahezu verdreifacht: von damals 5,2 Millionen Euro auf inzwischen 14,5 Millionen Euro jährlich.

Die Gründe sind vielfältig: gestiegene Energie- und Sachkosten, höhere Löhne infolge von Tarifabschlüssen, mehr Personal durch gesetzliche Vorgaben, längere Öffnungszeiten sowie der Aufbau zusätzlicher Einrichtungen, wie etwa der neuen Einrichtungen „Entdeckerland“ (2018), Lorscher Straße (2020), der Kita „Naturverwurzelt“ (2025) oder der Kita im Rathaus (2025). Hinzu kommt ein erhöhter Ausbildungsbedarf: Seit 2024 finanziert die Stadt zusätzliche Ausbildungsplätze für künftige Fachkräfte komplett aus eigenen Mitteln – ein Beitrag zur langfristigen Sicherung der Betreuungsqualität.

„Kinderbetreuung ist keine Pflichtaufgabe, die sich wie ein Produkt verkaufen lässt. Sie ist eine Investition in die Zukunft unserer Stadt – aber sie hat ihren Preis. Den zahlen zu einem erheblichen Teil die Stadt Viernheim“, so der Rathauschef. Aus diesem Grund sei sich der Magistrat in seiner letzten Sitzung einig gewesen: Diese Zahlen dürfen nicht in der Schublade verschwinden. „Wir wollen zeigen, warum die Stadt in diesem Bereich so viel investieren muss – und was das für Konsequenzen hat“, so Baaß abschließend.

Die Informationsvorlage zur Kostenstruktur wird auch in den Sitzungen des Kultur- und Sportausschusses am 15. Oktober sowie des Haupt- und Finanzausschusses am 16. Oktober Thema sein.