Wie wollen die Menschen in Viernheim älter werden – und was braucht es dafür? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer umfassenden Bürgerbefragung, die vom 27. September bis 20. Oktober 2024 von der Stadtverwaltung Viernheim in Zusammenarbeit mit der Hochschule Speyer durchgeführt wurde. Die Erhebung fand im Rahmen des bewährten Viernheimer Bürgerpanels statt. Ziel war es, ein differenziertes Bild über die Lebensrealität, Bedürfnisse und Perspektiven älterer Menschen in Viernheim zu gewinnen. Nun liegen die Ergebnisse vor – mit aufschlussreichen Erkenntnissen und wichtigen Impulsen für die Stadtentwicklung.
Hohe Beteiligung – auch bei Jüngeren
Die Beteiligung war mit einer Rücklaufquote von rund 43 Prozent in der repräsentativen Stichprobe überdurchschnittlich hoch. Damit zählt die Befragung zu den erfolgreichsten der inzwischen 13 Befragungen, die seit mehr als 20 Jahren im Rahmen des Bürgerpanels in Viernheim durchgeführt wurden. Insgesamt nahmen über 700 Bürgerinnen und Bürger aus allen Altersgruppen - von unter 25 bis über 64 Jahren und aus drei Befragungsgruppen teil: eine repräsentativ ausgewählte Stichprobe, registrierte Teilnehmende des Bürgerpanels sowie interessierte Einwohnerinnen und Einwohner im Rahmen einer offenen Online-Umfrage. Die Ergebnisse der Stichprobe bilden die Grundlage der Auswertung, da sie als repräsentativ für die Stadt Viernheim gelten.
„Dass sich so viele Menschen eingebracht haben – auch viele Jüngere – freut uns sehr. Es zeigt, dass wir in Viernheim auch bei Zukunftsfragen auf eine engagierte Stadtgesellschaft bauen können“, betont Bürgermeister Matthias Baaß. „Die Ergebnisse helfen uns dabei, gezielt dort weiterzuarbeiten, wo die Bürgerinnen und Bürger Verbesserungsbedarf sehen.“
Hohe Lebenszufriedenheit – mit altersdifferenzierten Perspektiven
Zwei Drittel der Befragten äußerten sich zufrieden oder sehr zufrieden mit dem Leben in Viernheim – ein stabiler Wert im Vergleich zu früheren Befragungen aus den Jahren 2009 und 2018. Auffällig ist jedoch, dass die Zufriedenheit mit zunehmendem Alter nicht automatisch steigt: Die Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen zeigte im Vergleich deutlich geringere Zufriedenheitswerte als jüngere oder ältere Teilnehmende.
Information, Kommunikation und digitale Entwicklungen
Persönliche Gespräche im Familien- und Freundeskreis bleiben die wichtigste Informationsquelle. Klassische Medien wie Tageszeitung, Radio und Fernsehen verlieren besonders bei Jüngeren an Bedeutung, während soziale Medien – darunter auch Facebook bei Älteren – an Relevanz gewinnen. Die Kommunikation erfolgt mehrheitlich persönlich, via Smartphone oder Kurznachrichtendienste. Ältere Bürgerinnen und Bürger zeigen sich in der Nutzung digitaler Kommunikationsmittel zunehmend versiert.
Ein besonderer Fokus lag auch auf der Nutzung der digitalen städtischen Angebote. Die im Frühjahr 2024 eingeführte ViernheimApp wurde von der Altersgruppe 65+ deutlich stärker genutzt als von Jüngeren unter 25 Jahren. Zum Zeitpunkt der Befragung war die App erst rund ein halbes Jahr verfügbar. Die Daten legen nahe, dass ihre Bekanntheit seither weiter zugenommen hat. Die Stadtverwaltung sieht hier weiteres Potenzial, um digitale Angebote generationenübergreifend zu etablieren.
Dienstleistungen, Unterstützung und Mobilität
Während viele Angebote für ältere Menschen bekannt sind, äußerten zahlreiche Befragte Unzufriedenheit mit bestimmten Dienstleistungen, etwa in den Bereichen medizinische Versorgung oder Verwaltung. Besonders im Kontext von Rente und Versicherungen sowie Pflegebedarfen wünschen sich viele Bürgerinnen und Bürger Unterstützung – sowohl für sich selbst als auch für Angehörige.
Die Mobilitätsanalyse zeigt: Pkw, Fahrrad und Fußwege werden am häufigsten genutzt. Der ÖPNV hingegen wird nur gelegentlich in Anspruch genommen, wobei gerade Jüngere ihn in den letzten Jahren verstärkt genutzt haben. Größte Mobilitätshindernisse stellen Falschparker, schlechte Wegeinfrastruktur und mangelnde Rücksichtnahme im Straßenverkehr dar.
Wohnen im Alter – zwischen Wunsch und Realität
Die Mehrheit der Befragten lebt im eigenen Haus oder in Mietwohnungen. Ein Wechsel in alternative Wohnformen – etwa in Senioren-WGs oder durch Wohnungstausch – wird derzeit nur von einem kleinen Teil der Befragten ernsthaft erwogen. Hinderungsgründe sind häufig emotionale Bindung an das Zuhause, finanzielle Aspekte oder mangelnde Alternativen. Gleichzeitig wurden barrierefreier Wohnraum und unterstützende Angebote als potenzielle Anreize für einen Wechsel benannt.
„Die Ergebnisse bestätigen unsere täglichen Eindrücke aus der Praxis, aber sie geben uns auch neue Denkanstöße“, erklären Beate Preuss und Sarah Hofrichter vom städtischen SeniorenBüro. „Gerade bei den Themen Wohnen, Mobilität und Alltagsunterstützung zeigen sich klare Erwartungen. Wir nehmen diese Hinweise sehr ernst und möchten sie aktiv in unsere künftige Arbeit einfließen lassen.“
Fazit und Ausblick
Die Bürgerbefragung 2024 hat gezeigt: Das Thema „Älter werden“ betrifft nicht nur die älteren Generationen, sondern ist von gesamtgesellschaftlicher Relevanz. Viele Bürgerinnen und Bürger haben konkrete Vorstellungen davon, wie das Leben im Alter gelingen kann und auch, wo Verbesserungen nötig sind. Die Stadtverwaltung sieht die Ergebnisse als wertvolle Grundlage, um Maßnahmen im Bereich der Seniorenpolitik zielgerichtet weiterzuentwickeln. Auch Einrichtungen, Vereine, soziale Träger oder Bildungsakteure in Viernheim können aus den Ergebnissen wertvolle Hinweise für ihre Arbeit gewinnen – etwa in der Ansprache, in der Angebotsentwicklung oder in der Zusammenarbeit mit älteren Zielgruppen. Die Stadtverwaltung lädt daher ausdrücklich zur Nutzung der veröffentlichten Erkenntnisse ein.
Die vollständige Zusammenfassung der Ergebnisse, weiterführende Informationen und die Ergebnisse aller zuletzt durchgeführten Befragungen sind auf der städtischen Homepage unter www.buergerpanel.viernheim.de zu finden.
Parallel zur Befragung hat das SeniorenBüro im letzten Jahr eine Broschüre mit dem Titel „Älter werden in Viernheim - Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten“ herausgegeben, die die wesentlichen Aspekte des kommunalen Prozesses zusammenfasst. Gleichzeitig werden die Bürgerinnen und Bürger eingeladen, gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den örtlichen sowie regionalen Akteuren in den Dialog zu treten und die kommenden Veränderungen mitzugestalten. Diese Broschüre ist in den Rathäusern und online unter www.viernheim.de/aelterwerden verfügbar.
Für Rückfragen steht das Hauptamt und das SeniorenBüro unter buergerbefragung(at)viernheim.de oder telefonisch unter 06204 – 988 244 zur Verfügung.