Amt für Soziales und Standesamt: Stadt sucht dringend leerstehenden Wohnraum

Unterbringung von 20 bleibeberechtigten Personen bis Ende März

Die Stadtverwaltung steht vor einer größeren Herausforderung, denn bis 31. März muss sie 20 anerkannte Flüchtlinge, deren Asylverfahren positiv abgeschlossen wurde und die derzeit noch in einer Gemeinschaftsunterkunft in Viernheim untergebracht sind, mit Wohnraum versorgen. Daher wendet sich Bürgermeister Matthias Baaß gemeinsam mit Amtsleiter Rudolf Haas vom Amt für Soziales und Standesamt im Rahmen einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit mit der dringenden Bitte, leerstehenden Wohnraum, auch wenn es nur für eine begrenzte Zeit ist, an die Stadt Viernheim zu vermieten.

In den Gemeinschaftsunterkünften im Heinrich-Lanz-Ring und der Bunsenstraße, die vom Landkreis organisiert und betreut werden, stehen insgesamt 235 Plätze zur Verfügung, wovon Ende Januar 231 belegt waren. 53 Menschen davon haben das Asylverfahren durchlaufen und sind mittlerweile bleibeberechtigt. Das führt dazu, dass der Kreis eigentlich nicht mehr zuständig ist und die anerkannten Flüchtlinge im Grunde die Unterkunft verlassen müssten. "Bisher hat der Kreis darauf verzichtet diesen Personenkreis der Wohnortkommune zu übergeben, da ihm klar war, dass die Stadt aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes keine Unterbringungsmöglichkeit hat", erklärt Baaß. Doch dies endet nun. "Der Kreis Bergstraße hat Ende Januar in einer Besprechung allen Gemeinden mitgeteilt, dass bis Ende März diesen Jahres eine bestimmte Quote von Personen mit Wohnraum zu versorgen sind, um Platz für Neuankömmlinge zu schaffen". Das bedeutet für Viernheim, dass 20 von den 53 anerkannten Flüchtlingen unmittelbar mit angemessenem Wohnraum zu versorgen sind.

"Die Menschen, für die wir zeitnah eine Wohnung suchen, sind Einzelpersonen und Familien mit bis zu zwei Kinder. Die meisten gehen bereits einer Erwerbstätigkeit nach und verfügen über deutsche Sprachkenntnisse. Das bedeutet, dass diese Menschen seit längerer Zeit in Viernheim leben und bereits ein gutes Stück angekommen sind", ergänzt Haas.

Aus diesem Grund ist die Stadt Viernheim aktiv geworden und hat sich mit dem drängenden Problem auch schon an die Kirchengemeinden sowie die Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung gewandt. Ein weiterer Schritt ist der Aufruf an die Viernheimer Bürgerschaft, Wohnungseigentümer und Hausbesitzer, der Stadt Viernheim im Rahmen des 

Projekts "Vermiete doch an die Stadt!" leerstehenden Wohnraum zu vermieten.

Baaß: "Wir denken dabei an leerstehende Wohnungen oder Häuser, die derzeit aus welchem Grund auch immer nicht vermietet sind und damit kurzfristig anmietbar wären".

Mieter wäre dann die Stadt Viernheim, die in allen Belangen erster Ansprechpartner sowohl für den Vermieter als auch für den Untermieter sei.

"Die Mietzahlungen laufen regelmäßig und gesichert" garantiert Haas. Zusätzlich werden die ausgewählten Untermieter vom Büro für Neuzugezogene, das zum Sozialamt gehört, betreut, da aus Erfahrung manche Untermieter aufgrund ihrer Kultur noch nicht ausreichend in den Regeln und Abläufen eines Mietverhältnisses geübt seien. "Einige Personen benötigten oft nur Beratung und Hinweise zur Mülltrennung", weiß der Sozialamtsleiter. Der Vermieter muss sich mit der neuen Situation also nicht allein gelassen fühlen.

Personen, die eine Wohnung vermieten wollen, können sich gerne direkt an den Amtsleiter des Amtes für Soziales und Standesamt telefonisch unter (0 62 04) 988-226 oder per E-Mail unter wenden.

Projekt "Vermiete doch an die Stadt!"

Viernheim ist Zuzugsstadt im Ballungsraum Rhein-Neckar. Von 2011 bis 2020 ist die Einwohnerzahl von 32 721 um 6,67 Prozent gestiegen, auf insgesamt 34.934. Dies hat auch Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, der seit vielen Jahren einen starken und anhaltenden Mangel an bezahlbarem Wohnraum aufweist. Alle vorhandenen städtischen Wohnungen sind vermietet und Sozialwohnungen mit abgelaufener Bindungsfrist werden zum Teil wieder unter Sozialbindung genommen. Obwohl der Bedarf nach Sozialwohnungen steigt, wie die Zahl der beantragten Wohnberechtigungsscheine aufzeigt, nimmt der Bestand an Sozialwohnungen in der Gesamtheit ab.

Aus diesem Grund wurde im Jahr 2016 Das Projekt "Vermiete doch an die Stadt!" von der Stadt Viernheim ins Leben gerufen, um für bestimmte Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel Menschen im Leistungsbezug oder mit geringem Einkommen, Alleinerziehende, schwer vermittelbare Personen oder Menschen mit Migrationshintergrund bezahlbaren Wohnraum zu finden. Die Stadt Viernheim garantiert als Vertragspartner die Mietzahlungen gegenüber den Eigentümern und gibt die Mietkosten an die Untermieter weiter.

Mit dem bewährten Konzept, freie Wohnungen direkt an die Stadt als sozialen Wohnraum zu vermieten, konnten bis heute bereits 69 Wohnungen mit 4.662 Quadratmetern für insgesamt 241 Personen zur Verfügung gestellt werden. Davon werden aktuell 25 Wohnungen mit ein bis zwei Menschen bewohnt, weitere 25 mit drei bis vier Personen. In 19 Wohnungen leben Familien mit mehr als fünf Personen. Der Mietaufwand beläuft sich auf insgesamt 34 550 Euro pro Monat, wovon die Stadt einen Mietertrag von den Untermietern aus deren Einkünften oder direkt vom Jobcenter in Höhe von 33 680 Euro erhält.

Derzeit stehen neben den 20 anerkannten Flüchtlingen weitere 77 Parteien, insgesamt rund 230 Personen von der Einzelperson bis zur mehrköpfigen Familie, auf der Warteliste für eine Wohnung.